"Big
Boy" und der "King"
Am
16. August 2002 jährt sich der Todestag von Elvis Presley,
dem "King of Rock and Roll" zum 25. mal. Grund genug,
den aktuellen "Spot on ..." - Artikel dem Mann zu widmen,
der zwar erst durch Elvis als "Father Of Rock And Roll"
weltberühmt wurde, aber dem Elvis seinen Durchbruch verdankte:
Arthur "Big Boy" Crudup. Dessen Country-Blues übte
- neben der Musik anderer schwarzer Künstler - offensichtlich
einen der prägensten Einflüsse auf den jungen Presley
aus. Der weiße Südstaatler wuchs in einem von Armut und
Religiosität geprägten sozialen Millieu auf, das sich
lediglich durch die Hautfarbe von den Lebensumständen der "schwarzen"
Nachbarn unterschied. Der spätere "King of Rock And Roll"
scheint frühzeitig eine große Affinität zur Kultur
des "anderen" Amerika entwickelt zu haben.
That's
Allright (Sun 209/B-Seite: Blue Moon Of Kentucky), aufgenommen
am 19.07.1954 in Sam Phillip's Sun Studio, markierte den Beginn
von Elvis' Karriere, die ohne die Adaption der Bluestradition des
Südens und die Imitation "schwarzer" Mode und Körperlichkeit
nicht möglich gewesen wäre. Damit gelang es Elvis Presley
und anderen jungen, weißen Musikern, den afro-amerikanischen
Rhythm and Blues zu transformieren und zur Musik der aufbegehrenden
Jugendlichen der 50er Jahre werden zu lassen.
Als
Arthur "Big Boy" Crudup am 06.09.1946 seinen Titel That's
Allright für das RCA Label "Bluebird" aufnahm,
war kaum vorstellbar, dass dieser raue traditionelle Blues eine
der Hymnen des Rock and Roll werden würde. Der 1905 In Forrest,
Mississippi geborene Crudup begann, obwohl er als 10-jähriger
bereits in Kirchen- und Gospelchören sang, erst 1937 mit dem
Gitarrenspiel, das er sich selbst lehrte. Beeinflusst von Delta-Musikern
wie Big Bill Broonzy, Tampa Red und Lonnie Johnson, versuchte Crudup
zunächst im Mississippi Delta sein Glück als Straßen-
und Partymusiker - neben seiner täglichen Arbeit als Baumwollpflücker
oder Eisenbahnarbeiter. Seine Karriere begann 1939 in Chicago, als
er von dem bekannten Blues-Produzenten Lester Melrose entdeckt wurde.
Die schweren Jahre der Depression waren überstanden und die
Bosse der Plattenfirmen begannen zunehmend, sich auf den lukrativen
"race market" zu konzentrieren. Melrose brachte Crudup
1941 in die RCA Studios, wo er bis in die 50er Jahre für das
"Bluebird" - Label aufnahm und mit seinen Platten relativ
bekannt wurde. Im November 1946 teilte sich Crudup's Song Ethel
Mae den vierten Platz mit Louis
Jordan's That Chick's Too Young To Fry in den "Race
Music Charts". Obwohl Arthur Crudup zu dieser Zeit ein
"Blues Star" war und mit Musikern wie Sonny Boy Williamson
II und Elmore James zusammenarbeitete, verdiente er nicht besonders
gut. 1947 trennte er sich von Lester Melrose, da dieser ihm Tantiemen
seiner Plattenaufnahmen vorenthalten hatte.
Offensichtlich war Arthur "Big Boy" Crudup in den 40er
und 50er Jahren so populär, dass der junge Elvis Presley dessen
Musik sehr genau kannte. Neben That's
Allright
nahm Elvis, nachdem er 1955 von Sun zu RCA gewechselt war, noch
zwei weitere Sücke seines schwarzen Idols auf: My
Baby Left Me
und So
Glad You're Mine
(beide 1956). Aber auch Bluesmusiker wie John Lee Hooker, Lightnin'
Hopkins, Bobby Blue Bland oder B. B. King wurden vom "Father
Of Rock And Roll" beeinflusst oder nahmen seine Titel auf.
Mitte der 50er Jahre zog sich Crudup aus dem Musikgeschäft
zurück bis er schließlich in den 60er Jahren wiederentdeckt
wurde und auch wieder Platten aufnahm. 1973, ein Jahr vor seinem
Tod, entstand der Dokumentarfilm "Arthur Crudup - Born In The
Blues", mit dem sein Leben und seine Musik gewürdigt wurden.
Der finanzielle Erfolg blieb ihm, wie vielen anderen Blueskünstlern
auch, vorenthalten.
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